Als Riechsalze werden verschiedene Stoffe bezeichnet, die vor den Zeiten der modernen Medizin zur Behandlung von akuten Schwindelattacken und Ohnmacht verwendet wurden. Diese Substanzen haben ihren Namen vom tatsächlichen weißen Pulver, welches chemisch zu den Salzen gehört. Besonders der Adel im 17. und 18. Jahrhundert machte Gebrauch davon. Früher war das Korsett bei den Damen in Mode und da die damalige Obrigkeit darauf bedacht war, ihr Schnürleibchen sehr eng zu tragen, führte dies zu Ohnmachtsanfällen. Die Begleitung musste das Korsett lockern und Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen, damit sie wieder tief einatmen konnte. Zu diesem Zweck trugen die adligen Frauen kleine Fläschchen mit eben jenem Riechsalz mit sich. Dies bestand vor allem aus Ammoniumcarbonat: eine chemische Verbindung, die zusammen mit der Luftfeuchtigkeit Ammoniak freisetzt. Durch den strengen, beißenden Geruch in der Nase wird der Atemreflex ausgelöst und die Damen bekamen wieder Luft. Da sich die Mode seit des Barocks stark zu Gunsten der Gesundheit geändert hat, müssen im Alltag keine Riechsalze mehr benutzt werden. Auch in der heutigen Medizin findet Riechsalz keine eigentliche Verwendung mehr. Nur bei einigen psychosomatischen Behandlungen wird noch auf sogenannte „Riechampullen“ zurückgegriffen, die auch rezeptfrei in Apotheken zum Verkauf stehen. Diese funktionieren in der Handhabung ähnlich wie Knicklichter und setzen beim Brechen der Ampulle Ammoniak frei. Um den beißenden Geruch etwas abzumildern, werden heutigen Riechampullen Duftstoffe wie Lavendel zugesetzt. Meist finden solche Ampullen im Sport ihre Verwendung, um entweder Leistungsausfälle zu verhindern oder um den Sportler „aufzuputschen“. „Echte“ Riechsalze werden dafür nur noch selten benutzt. Dafür kommt Riechsalz, also Ammoniumcarbonat, in der Industrie vor. Zum Beispiel in der Lebensmittelherstellung. Dort fungierte es als Backtriebmittel (zu finden in Hirschhornsalz) und ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 503i zugelassen.